Rebell und Rockstar
Für die einen ist er ein widerlicher Lustgreis, der mit Frauen rummacht, die gut und gerne seine Töchter sein könnten. Für die anderen ist er nur noch ein reicher Sack, der schon seit mehr als 30 Jahren kreativ auf der Stelle tritt und sich vom Bürgerschreck zum Rock-Unternehmer gewandelt hat. Während Keith Richards sich so ziemlich alles herausnehmen kann, wird Mick Jagger verhöhnt und verspottet, wo es nur geht. Dabei war es Mick, der in Altamont verzweifelt versuchte, die gewalttätigen Übergriffe der Hells Angels auf die Fans zu stoppen, während Keith Richards weiterspielte, als sei nichts passiert. Der die Rolling Stones zusammenhielt, als Keith in den siebziger Jahren mehr an der Nadel als an den Titten von Anita Pallenberg hing. Es war Jagger, der sich von Tina Turner zeigen ließ, wie man den Sideways Pony tanzt, und so aus einem Blues-Konzert eine Show machte. Der sich um die Promotion kümmerte und die Tourneen und neue Platten, und der die Band nicht nur vor dem Konkurs rettete, sondern aus ihr ein höchst profitables Wirtschaftsunternehmen machte, das die Stadien der ganzen Welt füllt.
Marc Spitz hat Jagger, den Rebellen und Rockstar, in seiner bei edel erschienenen Biografie nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst, aber er zollt ihm, der am kommenden Donnerstag 69 Jahre alt wird, doch deutlich Respekt und stempelt ihn nicht so leichtfertig ab wie das die Richards-Fraktion unter den Stones-Fans gerne tut. Die bislang beste Jagger-Biografie, die ich kenne.