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You're never too young to be a dirty old fan

Hans-à-Plast 2.0.

In gewissen Kreisen ziemt es sich nicht, das Alter einer Frau zu nennen, wenn sie nicht mehr ganz taufrisch ist. Im Fall von Annette Benjamin kommt man aber nicht darum herum. 35 Jahre, nachdem sich ihre Band Hans-à-Plast, einst die erfolgreichste deutsche Indie-Punk-Band, aufgelöst hatte, weil Annette schwanger und es leid war, auf der Bühne angerotzt zu werden, trat sie im Juni 2018 beim HoehNie-Punk-Festival in Peine mit der Punk-Band Razor Smilez auf und sang noch einmal ein paar der alten Songs, für die Hans-à-Plast einst von Punks ebenso wie von Feministinnen geliebt wurden.

„Rock’n’Roll Freitag“ ist heute längst ein Klassiker, „Hau ab, du stinkst“ noch immer eine radikale Absage an Chauvis und Machos, und „Rank Xerox“ eine höchst lebendige Erinnerung an die Zeit der RAF-Hysterie, die Ende der Siebzigerjahre in Deutschland grassierte. Und wer die nun bei Blitzkrieg Pop Records erschienene Schallplatte hört, wird denken, es handele sich dabei um eine Live-Aufnahme, die Jahrzehnte später wieder aufgetaucht ist. Denn Annette singt darauf so elanvoll und energiegeladen wie damals, als sie im „Sounds“-Poll der besten deutschen Sängerinnen nur knapp hinter Nina Hagen landete — und das ohne jegliche Marketingunterstützung einer großen Plattenfirma. Dabei ist sie mittlerweile fast 60 Jahre alt!

Die Frage „Ist das Musik oder kann das weg?“ erübrigt sich somit. Annette Benjamin hat noch immer die Power, mit der sie vor 40 Jahren den Punks das Pogo-Tanzen beibrachte und als in den Konzertsälen und Clubs die Hölle los war, wenn Annette laut sang, schrie und kreischte, wie es damals in einer Zeitung hieß. Wer’s nicht glaubt, soll sich wieder hinlegen.

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