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You're never too young to be a dirty old fan

Grüne Lunge


Eigentlich wollten wir uns ja am 4th of July noch das Feuerwerk angucken, das man anlässlich unserer Ankunft inszenierte, doch der Jetlag forderte schließlich doch noch seinen Tribut. Dafür waren wir an unserem ersten Morgen in New York früh auf und fuhren zur High Lane, einer alten Bahn-Strecke auf Stelzen, die vom Meat Packung District nach Chelsea führt. Früher wurde darauf in Zügen das Fleisch transportiert, nach der Stilllegung wurde sie aber bepflanzt und in einen Park umgewandelt, in dem man nun zwischen den Häusern und über den Straßen entlangwandeln kann. Kein Stück gleicht dem anderen, es gibt ständig andere Bäumchen, Gräser, Sträucher und Blumen zu sehen, und zwischendurch laden immer wieder Bänke, Stühle oder Sonnenliegen zum Relaxen ein. Großartig!

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Von Chelsea fuhren wir dann rüber nach Greenwich, ins Village, und pausierten am Washington Square Park, wo einst John Lennon und Yoko Ono gewohnt hatten, bevor sie ins Dakota umzogen. Heute ist es ein sehr gepflegter Platz, auf dem aber ein Schlagzeuger inmitten der Schatten spendenden Bäume sein Drumset aufgebaut hat und gemeinsam mit einem Trompeter gepflegten Free Jazz spielt, was bekanntlich nicht gerade meine Lieblingsmusik ist, aber trotzdem sehr angenehm klang — und was wirklich mal was anderes war als das, was man auf der Ottenser Hauptstraße immer zu hören bekommt (und im Fischers Park schon gar nicht).

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Anschließend Power Shopping auf dem „Brottway” und dann zu T-Mobile. Wir hatten uns, als wir 2008 unsere erste Reise durch die USA unternahmen, in Los Angeles ein Handy gekauft, nachdem ich feststellen musste, dass meins in den USA nicht funktionierte, obwohl man mir bei der Telekom was anderes erzählt hatte. Als wir im Mai darauf in New York waren, ging es auch noch, doch im letzten Jahr, in den Südstaaten, funktionierte es nicht mehr, weil wir es über ein Jahr nicht mehr benutzt hatten, sodass wir eine neue Nummer kaufen mussten. In diesem Jahr das gleiche Spielchen. Streng genommen ist ja noch kein Jahr vorbei, seitdem wir in den Südstaaten waren, aber … jetzt haben wir also schon die dritte Telefonnummer in vier Jahren. (Übrigens hatte man uns beim Kauf gesagt, dass es auch in Deutschland funktionieren würde, aber Pustekuchen!)

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Vom T-Mobile-Shop auf der Madison Avenue ging es dann zum Apple-Shop auf der Fifth Avenue am Central Park. Das gläserne Gebäude ist gerade von einer riesigen Plane überdacht, weil es erhöht wird, da die Räumlichkeiten im Untergeschoss nicht mehr ausreichen. Wo früher zu ebener Erde ein riesiger gläserner Kasten stand, entsteht also nun ein neues Gebäude. Unten ist derweil die Hölle los. Die Mässen drängeln sich um die iPhones, iPads, iPods und iMacs, dass Steve Jobs wohl jeden Tag wie ein durchgeknallter Schamane Freudentänze aufführen würde, wenn er nicht so krank wäre.

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Gleich gegenüber ist, vor einem dieser riesigen Nobel-Hotels, eine Installation von Ai Wei Wei zu sehen, Zodiac Heads — Circle of Animals, die von Touristen wie uns erfreut fotografiert wird, wobei die meisten wohl nicht wissen, wer das überhaupt ist, und der Typ, der T-Shirts und Kataloge von Ai Wei Wei verkaufen soll, macht auch einen eher desinteressierten Eindruck, als würde er sich dem ganzen Business um ihn herum verweigern, und ist versunken in seine Musik, die durch seine Kopfhörer auf ihn einströmt. Ein bisschen erinnerte er mich an Bartleby, den Schreiber — kein Wunder, lese ich doch gerade diese kleine Geschichte über die Wall Street von Herman Melville, der nicht nur „Moby Dick” geschrieben, sondern auch sein Leben lang in New York gewohnt hat.

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