Kreuzberg, anno 1978
Nachdem das Berlin der 1980er hinlänglich beschrieben wurde, wirft Volker Hauptvogel nun einen Blick auf die späten 1970er, als er von Bremerhaven nach West-Berlin kam, als Schriftsetzer beim „Tagesspiegel” arbeitete und tief in den linksradikalen Kreuzberger Underground eintauchte, bevor er mit dem Mekanik Destrüktiw Komandöh eine der ersten Punk-Bands der damals noch geteilten Stadt gründete. „Fleischers Blues” ist dabei keine Autobiografie, sondern eine Memoir, die sein Leben und die damalige Zeit romanhaft verdichtet und vor dem Hintergrund der Hausbesetzungen und explodierenden Punk-Szene spielt. Hauptvogel war eben nicht nur dabei, sondern immer mittendrin im Walde-Theater oder SO 36, und kannte Bands wie DIN-A-Testbild oder Katapult nicht nur vom Hörensagen. Oder wie es sein Lektor Diethard Küster im Klappentext formuliert hat: „Es gibt wohl kaum eine authentischere, liebevollere, radikalere, anarchistischere und humorvollere Beschreibung des sozialen Biotops Berlin zu der Zeit, als die Mauer noch stand.” Ein längst überfälliges Déjà-vu, das als Holzausgabe im Martin Schmitz Verlag und als Hörbuch bei der Deutschen Grammophon erschienen ist.