Jung kaputt spart auch keine Altersheime
Alle Jahre wieder interviewt jemand Leute, die Ende der Siebzigerjahre hautnah miterlebt haben, wie der Punk nach Deutschland kam oder selbst dafür verantwortlich waren. Vor mehr als zehn Jahren tat das Jürgen Teipel, der seinerzeit etwas spät auf den Punk-Zug aufgesprungen war, und daraus nach dem Vorbild von Please kill me eine Oral History verfasste, Verschwende deine Jugend, die durchaus spannend war, aber nur einen Fehler hatte: sie bauschte Nebensächlichkeiten allzu sehr auf, sodass die Geschichte der deutschen Punk-Bewegung zu einer Crime Story geriet, die nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun hatte, wie die befragten Punk-Veteranen sie erlebt hatten.
Heute fährt Teipel, wieder viel zu spät, längst auf der Techno-Schiene und hofft, damit an seinen Punk-Bestseller anzuknüpfen — bislang eher vergeblich. So blieb es anderen überlassen, die Helden für einen Tag, die nun ins Rentenalter rutschen, erneut zu befragen. Michael Fehrenschild, Gerti Keller und Dominik Pietsch haben für No Future? u.a. Schorsch Kamerun, Susanne Reimann, Manuel Andrack, Trini Trimpop, Margita Haberland, Frank Z., Peter Hein und Karl Nagel besucht und mit den „Gestrandeten und Desillusionierten, Heldinnen und Lebenskünstlern” 36 teilweise sehr persönliche Interviews geführt, die nun im Archiv der Jugendkulturen — wo sonst? — erschienen sind.
Ha, da hab ich was zum anknuepfen. Ich mache grade eine Serie mit Neu-Rentner Maedels die sich frisch gehalten haben und mit offenen Augen und experimentellem Wagemut in die naechsten 100 Jahre joggen. Fuck 50 ist der Arbeitstitel. Mein “Bootcamp to Immortality” passiert paralllel dazu.