Parallelwelten
Ohne Kris Needs, der vor 35 Jahren mehrere Titelstories über die New Yorker Band Blondie für das englische „Zigzag“-Magazin schrieb, wäre die Gruppe um die Sängerin Debbie Harry und den Gitarristen Chris Stein wohl nie so bekannt geworden, wie sie es noch immer ist. Denn im Gegenzug zu seinen amerikanischen Kollegen vom „Rolling Stone“ hatte Needs schon sehr früh erkannt, dass die Band Blondie sich nicht hinter ihrer extrem attraktiven Sängerin verstecken musste, sondern überaus intelligente Pop-Songs produzierte, die noch heute höchst aktuell klingen. Needs ebnete Blondie damals in England (und Europa) den Weg zum Erfolg, der mit etwas Verzögerung dann auch in ihrer Heimat eintrat, und das haben Sie ihm nie vergessen. Für sein zusammen mit Dick Porter verfasstes Blondie-Buch „Parallel Lives“ (Bosworth) konnte er somit sowohl auf alte Artikel zurückgreifen, als auch auf Interviews aus der jüngeren Vergangenheit, in denen Blondie kein Blatt vor den Mund nahmen, sondern ihm Rede und Antwort standen, ohne dass daraus eine offizielle Biografie wurde, die mehr verschweigt als enthüllt. Und das macht letztlich auch den Unterschied aus zu so vielen schnell runtergeschriebenen Pop-Biografien, die sich nur von Platte zu Platte und von Tournee zu Tournee hangeln: „Parallel Lives“ beschreibt nicht nur die unterschiedlichen Charaktere in der Band und ihre künstlerische Visionen, sondern insbesondere auch den enormen Charme von Debbie Harry und Chris Stein, die sich von dem ganzen Business nicht haben verbiegen lassen, sondern auch im Alter — Debbie ist bereits 67 — noch immer so begehrenswert sind, dass man mit ihnen befreundet sein möchte.